1977 begann die Voyager-1-Sonde ihre lange Reise in den interstellaren Raum. Sie ist bis heute das am weitesten von der Erde entfernte, menschgemachte Objekt und hat eines der "Golden Records" dabei. Doch darauf fehlt die inoffizielle Weltraumhymne. Diese "Ungerechtigkeit" wurde jetzt beglichen.
Am Samstag, 31. Mai 2025 schaffte es der Donauwalzer doch noch ins All. Anlässlich des 200. Geburtstag von Johann Strauss (Sohn) schickte die Stadt Wien „An der schönen blauen Donau“ der Raumsonde „Voyager 1“ hinterher.
Die Wiener Symphoniker spielten das Stück im Museum für Angewandte Kunst (MAK) ein. Von dort aus wurde es nach Cebreros, Spanien, übertragen. Dort steht die Deep Space Antenna 2 (DSA2). Mithilfe der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und Mission Control in Darmstadt (Deutschland), wurde das Konzert dann in den Weltraum gesendet. Das Konzert mit dem Titel „Waltz into Space“ wurde in Wien, Madrid und New York live übertragen.
Dabei wurde die DSA2 nicht einfach irgendwo hin gerichtet, sondern zur Raumsonde Voyager 1. Diese ist, wenn dieser Artikel erscheint, 24.900.637.400 km von der Erde entfernt – so weit wie kein anderes, menschgemachtes Objekt.
Die inoffizielle Weltraumhymne
Doch warum überhaupt der Donauwalzer? Das ist vor allem Stanley Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ von 1968 zu verdanken. Im Klassiker schwebt die Raumstation zu dem Stück in der Schwerelosigkeit und zeigt, wie passend ein Walzer die Leichtigkeit im luftleeren Raum widerspiegelt.
Seither ist „An der schönen blauen Donau“ die inoffizielle Weltraumhymne. Auch der Österreicher Franz Viehböck schwebte zur Melodie des Donauwalzers in die Raumstation Mir ein (mehr dazu hier). Homer Simpson durfte in der Folge „Homer, der Weltraumheld“ ins All und futterte zu den Klängen des Walzers Chips, die er zuvor im Raumschiff verteilt hatte.
Die Golden Records – Grüße an die Aliens
Die beiden Sonden Voyager 1 und ihre Zwillingsschwester Voyager 2 starteten 1977 bzw. 1978 ins All. Mit dabei haben sie identische Datenträger, die „Golden Records„. Die vergoldeten Platten enthalten Botschaften von der Menschheit.
Sollten Außerirdische die Bildplatten finden, liefert schon die Außenseite Informationen, wie die Daten ausgelesen werden können. Dafür sind Skizzen und Anweisungen abgebildet, wie ein Abspielgerät gebaut werden kann.

Auf den Golden Records sammelte ein Komitee unter der Leitung des legendären Astronomen Carl Sagan Bilder, Sounds, Grüße und Musik. Sie sollte die Menschheit repräsentieren und möglichen Finder:innen zeigen, was die Menschheit ausmacht.
- Sprachproben: Grußbotschaften in 55 Sprachen wurden aufgenommen. Österreichs Beitrag war eine Grußbotschaft des damaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim, allerdings auf Englisch
- Musikstücke: Es sind 90 Minuten an Musikstücken enthalten, darunter Klassiker von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven. Der Donauwalzer gehörte damals jedoch nicht zur Auswahl.
- Bilder: Eine breite Auswahl an Bildern zeigen das Leben auf der Erde und die menschliche Kultur, von Architektur wie dem Sydney Opera House und dem Taj Mahal über Naturaufnahmen von Schneeflocken bis hin zu Sportveranstaltungen (Olympische Spiele 1972 in München) und Alltagsszenen (ein Supermarkt, Kinder beim Lernen).
- Naturgeräusche: Auch Töne wie Donner, Vulkanausbrüche, Regen, Wind, Froschquaken und Vogelzwitschern sind enthalten.
Gelernt von den Pioneer-Plaketten
Es war nicht das erste Mal, dass die Menschheit etwas von sich ins All schickte. Tatsächlich wurden bereits 1972/73 die beiden Sonden Pioneer 10 und Pioneer 11 mit Plaketten ausgestattet, die Informationen über die Menschheit enthielten. Diese zeigten schematisch einen nackten Mann und eine nackte Frau, allerdings nicht ganz anatomisch korrekt und ausschließlich kaukasische Nordamerikaner.


Außerdem wurde unser Planetensystem und damit die Herkunft der Sonde, sowie die Position der Erde relativ zu den stärksten Pulsaren der Galaxis dargestellt. Auch Wasserstoffatome sind verzeichnet.
Dass die „Golden Records“ deutlich diverser gestaltet wurden, lag auch an der Kritik an diesen Darstellungen. Carl Sagan, der auch für Pioneer zuständig war, wollte keinen Ärger mit Christen in den USA und stellte die Geschlechtsorgane der Frau daher inkorrekt dar. Zudem ist der Mann in einer aktiven, grüßenden Pose dargestellt, während die Frau nur passiv daneben steht.
Voyager 1 und 2
Nach all der Zeit und trotz der großen Distanz sind Voyager 1 und Voyager 2 nicht nur weiterhin in Betrieb, sondern sie senden weiterhin Daten. Obwohl sie die Heliosphäre bereits verlassen haben und damit im interstellaren Raum sind, bricht der Kontakt nicht ab. Voyager 1 erreichte 2012 den interstellaren Raum, gefolgt von Voyager 2 im Jahr 2018.



Auf den ersten Blick ist die Entfernung von Voyager 1 gewaltig: fast 25 Milliarden Kilometer ist die Sonde von der Erde entfernt. Das entspricht 166 Astronomischen Einheiten. Eine Astronomische Einheit beschreibt die Entfernung zwischen Erde und Sonne, also knapp 150 Millionen Kilometer.



Das Radiosignal, das den Donauwalzer zu ihr brachte, benötigte 23 Stunden und 3 Minuten. Trotzdem befindet sich die Sonde „nur“ auf der Türschwelle zum Universum. Zum Vergleich: Der nächste Stern, Alpha Centauri, ist viereinhalb Lichtjahre entfernt. Im Gegensatz zu 23 Lichtstunden ist das also deutlich weiter entfernt.
Das Sonnensystem
Von der Voyager-Mission nur in Zusammenhang mit den „Golden Records“ zu sprechen, würde der Mission aber unrecht tun. Vor allem Voyager 2 untersuchte auf ihrer „Grand Tour“ durch das Sonnensystem die äußeren Planeten Jupiter, Saturn und Neptun.

Dabei entdeckten die beiden Sonden neue Jupitermonde, darunter Thebis und Metis, neue Jupiterringe sowie neue Saturn-Monde, 10 neue Uranus-Monde, 5 neue Neptunmonde sowie dessen „Great Dark Spot“. Wie beim „Great Red Dot“ des Jupiter handelt es sich bei Neptuns „Großem Dunklen Fleck“ um ein Hochdruckgebiet.
Kleiner blauer Punkt
Eines der wichtigsten Bilder, dass Voyager 1 erfasste, steht auch Sinnbildlich für die gesamte Mission. Der „Pale Blue Dot“ („blasser blauer Punkt“) zeigt die Erde in 6,4 Milliarden Kilometer Entfernung. Der winzige Punkt ist kaum auszumachen – und zeigt, wie winzig die Erde im großen Universum ist.

Podcast
Die ganze Folge – und was Franziska Bechtold und Christian Klösch auf ihre „Golden Records“ packen würden – hört ihr überall wo es Podcasts gibt. Dazu sprachen wir auch mit ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher und dem Intendant der Wiener Symphoniker, Jan Nast.