Das Space Shuttle ist wohl eines der – wenn nicht das – berühmteste Raumfahrzeug der NASA. Wie ein kleines Flugzeug sitzt es an der Seite einer Rakete. Als Alleskönner sollte es den USA auch kommerziellen Erfolg in der Raumfahrt bringen – scheiterte aber an den eigenen Ambitionen.

Ein kleines Flugzeug sitzt außen an orangefarbenen Tanks. Es bringt Astronaut:innen und Satelliten ins All, ist wieder verwendbar und landet wie ein Flugzeug auf einer Landebahn. Die Flotte aus 5 Raumfähren soll die berühmte eierlegende Wollmilchsau des US-amerikanischen Raumfahrtsektors werden. Doch die Rechnung ging nicht auf.

Die 5 Space Shuttles

Columbia (zerstört): 28 Einsätze (1981 – 2003)

Challenger (zerstört): 10 Einsätze (1983 – 1986)

Discovery: 39 Einsätze (1984 – 2011)

Atlantis: 33 Einsätze (1985 – 2011)

Endeavour: 25 Einsätze (1992 – 2010)

Die Vision vs. die Realität

Dabei war die Idee auf dem Papier genial. Statt weit hinaus ins All zu fliegen, baute man ein einzigartiges Transportmittel: Eine Raumfähre. Damit sollten kommerzielle, wissenschaftliche und militärische Missionen durchgeführt werden. Und das gelang auch, zumindest zu Beginn. Man setzte Satelliten aus oder fing welche wieder ein, die in einen falschen Orbit geraten waren. Man flog Hubble an und reparierte das Weltraumteleskop insgesamt 5 Mal.

Ziel war es, mit dem Shuttle die Raumfahrt alltäglich werden zu lassen, fast wie ein Flugzeug. Damit sollten jährlich Hunderte von Flügen möglich werden. Durch die Wiederverwendbarkeit sollte sich das Projekt finanziell selbst tragen.

Tatsächlich führte man zwischen 1981 und 2011 nur insgesamt 135 Raumflüge durch – deutlich weniger als geplant. Man unterschätzte stark, wie schnell die Raumfähren wieder einsatzbereit waren und wie viele Reparaturen immer wieder anfielen. So mussten die Hitzekacheln nach jedem Flug geprüft und ggf. ausgetauscht werden, was ein riesiger Aufwand war.

Dadurch explodierten die Kosten. Die NASA gab 10,6 Milliarden Dollar aus (heute: 49 Milliarden Dollar). Die Kosten pro Start waren mit etwa 200 Millionen Dollar veranschlagt, beliefen sich in der Realität aber auf mehr als 1,6 Milliarden Dollar.

Challenger Katastrophe

Der erste große Rückschlag kam 1986. 73 Sekunden nach dem Start der Challenger, explodierte diese. Alle 7 Menschen an Bord starben. Unter ihnen war auch die Volksschullehrerein Christa McAuliffe. Sie sollte Unterrichtsstunden aus dem All halten. Der Start wurde live im Fernsehen übertragen, weshalb weltweit Menschen die Katastrophe mitverfolgten.

Zunächst hielt sich die NASA mit Informationen über die Ursache zurück. Doch Forscher:innen, allen voran der Nobelpreisträger Richard Feynman, drängten die Verantwortlichen zu einer lückenlosen Aufklärung.

Das Ergebnis sollte die NASA nachhaltig verändern. Es stellte sich nicht nur heraus, warum die Katastrophe passierte, sondern dass sie verhinderbar gewesen wäre. Die Dichtungsringe in den Feststoffboostern wurden bei kalten Temperaturen schnell spröde. Da es in der Nacht vor dem Start Minusgrade hatte und der Hersteller nur bis 11 Grad über 0 eine Garantie aussprechen konnte, warnten Ingenieur:innen vor dem Start. Der öffentliche Druck war aber zu groß und die NASA riskierte den Start – mit fatalen Folgen.

Die Untersuchung sorgte dafür, dass die NASA ihre Fehlerkultur überarbeitete. Die Sicherheitsrichtlinien wurden erhöht, um solche Unglücke künftig zu vermeiden. Das wird heute oft kritisiert, da es deutlich länger dauert.

2 Jahre lang wurde das Shuttle-Programm dann auf Eis gelegt, bevor es 1988 weiterging. Allerdings wurde das kommerzielle Programm nach der Katastrophe eingestellt und man konzentrierte sich auf Forschung und militärische Missionen.

Columbia-Katastrophe

2003 kam es dann erneut zu einer Katastrophe, die den Anfang vom Ende des Space Shuttles. Nach ihrer 2-wöchigen Mission zerbrach die Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.

Schuld war ein Schaumstoff-Isolierblock. Er war beim Start abgefallen und hatte ein Loch in den Flügel der Raumfähre geschlagen. Beim Landeanflug wurde 1800 Grad heißes Plasma durch das Loch in den Flügel geleitet und zerstörte ihn. Die gesamte Besatzung starb dabei.

2011 endete dann die Ära des Space Shuttles. Discovery, Endeavour und Atlantis, sowie die Testraumfähre Enterprise wanderten ins Museum. Ihr Vermächtnis geht aber über die Katastrophen hinaus – auch wenn die ambitionierten Ziele nicht erreicht wurden.

Besonders hervorzugeben ist dabei die Internationale Raumstation. Ohne das Space-Shuttle-Programm wäre die ISS wohl nicht umsetzbar gewesen. Die Raumfähren transportierten die Module ins All.

Was übrig bleibt

Heute ist die Wiederverwendbarkeit erneut einer der wichtigsten Pfeiler der Raumfahrt. Der Plan, das Space Shuttle häufiger starten zu können, geht für SpaceX voll auf. Mit seinen wiederverwendbaren Komponenten ermöglicht es eine hohe Startfrequenz. Allein 2024 startete die Falcon 9 134 Mal.

Auch die Baumweise des Space Shuttles ist noch nicht gestorben. Mit der Buran hatte Russland selbst einmal eine Kopie des Space Shuttles gebaut. Heute ist mit dem Dream Chaser von Sierra Nevada ein spiritueller Nachfolger geplant. Anders als das Space Shuttle soll der Dream Chaser aber eine Variante für Fracht und eine für Personentransport haben.

1:1 Modell des sowjetisches Buran Shuttle kann im Technik Museum Speyer angeschaut werden (Credit: Technik Museum Speyer)

Podcast

Das gesamte Gespräch über das Space-Shuttle-Programm gibt es überall wo es Podcasts gibt und auf YouTube.