Die NASA leidet unter US-Präsident Donald Trump an einer chaotischen Personalsituation und Budget-Kürzungen. Das könnte die DNA der US-Weltraumagentur verändern. Kann Europa das liegengelassene Potenzial jetzt ausschöpfen?

In den vergangenen Monaten blickt die internationale Raumfahrtindustrie mit zunehmendem Unglauben in die USA. Dort erlebt die US-Weltraumagentur NASA derzeit mehrere Rückschläge. Budget-Kürzungen und eine chaotische Personalsituation sorgen für Unsicherheit bei der NASA und den Partnern auf der ganzen Welt, die plötzlich allein da stehen – darunter auch Europa.

Aktuell steht die NASA ohne Chef da und ist damit eigentlich handlungsunfähig. Dabei war bereits kurz nach der Wahl ein Kandidat von Donald Trump nominiert worden: Der Milliardär Jared Isaacman.

Der Milliardär der Herzen

Auch wenn reiche Männer in der Raumfahrt weitestgehend skeptisch beäugt werden, zeigte Isaacman in der Vergangenheit, dass Wissenschaft einen hohen Stellenwert für ihn hat. So schlug er vor, die Reparatur des Hubble-Teleskops privat zu finanzieren (Tweet). Mit seiner 2. Weltraummission, Polaris Dawn, testete er neue Raumanzüge im Weltraum.

In einem Hearing vor dem US-Senat stellte er sich bereits den kritischen Fragen der US-Senator:innen. Er legte eine vorbildliche Vorstellung ab und konnte national und international Menschen überzeugen, der richtige für die NASA-Leitung zu sein.

Doch alles kam anders. Präsident Donald Trump zog die Nominierung zurück. Laut Trump suche seine Administration nach einer Person, die seiner „America First“-Strategie folgt. Damit impliziert er, dass Isaacman politisch nicht auf Linie mit Trump ist. Das bestätigt dieser in einem Podcast. Dort erwähnt er, dass eine Spende an die US-Demokraten bekannt wurde, was der aktuellen Administration ein Dorn im Auge war.

Gleichzeitig ist Isaacman eng mit Elon Musk verbunden, bei dessen Fima SpaceX er regelmäßig Flüge bucht. Elon Musk und Donald Trump stritten sich in den vergangenen Wochen wiederholt öffentlichkeitswirksam über die Soziale Medien. Dabei drohte Musk in einem inzwischen gelöschten Tweet, den Betrieb des Crew-Dragon-Raumschiffs einzustellen, sollte Trump die staatlichen Gelder für SpaceX kürzen.

Noch wurde kein Nachfolger für Isaacman gefunden. Trump blickt allerdings zum Militär, um eine neue, konservative und loyale Spitze für die Weltraumagentur zu finden. Ex-General Dan Caine wurde demnach mit der Suche nach einem Kandidaten beauftragt. Im Gespräch ist ein ehemaliger Luftwaffegeneral.

Jason Isaacmaan vor dem Senat (Credit: NASA/Bill Ingalls)

Dieser Schritt würde unterstreichen, was die aktuellen Haushaltsbudget-Vorschläge der USA bereits andeuten: Trump verlagert die Investitionen von der Wissenschaft in Richtung Militär. Während das NASA-Budget um knapp 25 Prozent von 25 auf 18 Milliarden Dollar gekürzt werden soll, steigt das der US Space Force um 11 Milliarden auf 40 Milliarden Dollar. Die US Space Force ist für militärische Raumfahrtaktivitäten zuständig.

Die NASA, die 1958 explizit als zivile Raumfahrtorganisation gegründet wurde, dürfte damit vor allem Wissen verlieren. Mit dem neuen Budget wird das Geld für Wissenschaftsmissionen um 53 Prozent reduziert. 6.000 Mitarbeiter:innen würden ihren Job verlieren und damit geht auch ihr Wissen und ihre Expertise verloren.

Europa steht allein da

Unter den gestrichenen Missionen sind das neue Roman Space Telescope und die späteren Artemis-Mondmissionen ab Artemis 5. Zudem werden die Mars Sample Return und das Lunar Gateway gestrichen – Missionen, die zusammen mit der ESA geplant waren.

Noch hat die ESA nicht entschieden, wie die Reise ohne die NASA weitergehen soll. In wenigen Jahren verlor man Russland und die USA, für die man stets als Juniorpartner diente. Beim Ministerratstreffen der Mitgliedsstaaten im Herbst wird sich entscheiden, ob Europa die Chance nutzt und die Zügel für Projekte wie das Lunar Gateway selbst in die Hand nehmen kann.

Mit ihrer „Strategie 2040“ hat die ESA große Pläne für die europäische Raumfahrt. Dazu gehört ein autonomer Zugang zum Weltraum. Mit der European Launcher Challenge sucht die ESA deshalb Vorschläge privater Firmen für Raketen, die sie finanziell unterstützen wollen.

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